Ironman 70.3 Lahti – Ironman Nizza
Vor anderthalb Wochen endeten die Ironman 70.3 Weltmeisterschaften in Lahti, Finnland, mit 6.000 Teilnehmern, und am kommenden Wochenende steht die Lang Distanz Ironman Weltmeisterschaft mit 2255 männlichen Athleten an.
Bevor ich mich tiefer in das Thema vertiefe, möchte ich betonen, dass Ironman ein Unternehmen ist, dessen Hauptziel darin besteht, Geld zu verdienen. Sportliche und kulturelle Aspekte kommen erst danach. Das wollte ich neutral festhalten.
Der Titel „Weltmeisterschaft“ bezieht sich auch auf den Markennamen Ironman. Genauso gut könnte Haribo Weltmeisterschaften im Gummibärenessen veranstalten.
Hawaii ist die Geburtsstätte des Langdistanz-Triathlons, und es war Tradition, dass die besten Triathleten jedes Jahr hier starteten, um herauszufinden, wer unter den speziellen Bedingungen dieser Insel der Beste ist. In gewisser Hinsicht waren es also immer die Weltmeisterschaften.
Jetzt hat sich dies definitiv geändert. In der 70.3 Ironman Serie ist es schon länger üblich, den Veranstaltungsort der Weltmeisterschaften zu ändern. Der Ironman-Zirkus zieht dann irgendwann weiter, und ähnlich wie bei McDonald’s wird überall dasselbe Menü serviert, unabhängig vom Ort.
In Lahti habe ich eine grandiose Organisation gesehen aber das typisch Finnische vermisst. Klar, die finnische Natur war präsent, das Wort „Sisu“ war häufig zu sehen, aber ansonsten gab es sehr wenig Finnland zu spüren.
In Finnland habe ich mich auch gefragt: Müssen wirklich 2000 Frauen und 4000 Männer zur Weltmeisterschaft zugelassen werden? Ich stand an der Schwimmstrecke bei der 200-Meter-Marke. Schon vorher musste der Rettungsschwimmer zweimal bei den Frauen eingreifen, und das bei einer Weltmeisterschaft, bei der die Besten der Besten antreten sollten.
Es ist sicherlich schön, dass viele an den Weltmeisterschaften teilnehmen können, aber wenn die Hürden für Langdistanz-Triathlon immer niedriger werden und die Teilnehmerzahlen weiter steigen, besteht die Gefahr, dass nicht nur gesunde und ärztlich kontrollierte Menschen teilnehmen. Vielleicht nehmen auch viele Athleten die Herausforderung zu leicht. In diesem Fall sollten wir uns nicht über steigende Todesraten im Triathlon wundern.
4000 Männer bei einer Halbdistanz – natürlich kann es nicht so ablaufen, wie es ursprünglich im Triathlon gedacht war: Jeder macht sein eigenes Rennen, ohne Windschattenfahren, und am Ende sehen wir, wer am schnellsten war. Altersklassenstartblöcke und ein „rolling start“ innerhalb dieser Startblöcke sind eine gute Idee, aber selbst die besten Ideen funktionieren nicht mit zu vielen Teilnehmern.
Weltmeisterschaften hier und dort, Weltcup, PTO, Olympia – mit zu vielen wichtigen Rennen wird es unübersichtlich, und die Bedeutung verwässert sich. In Lahti war das Starterfeld wirklich stark, sogar unglaublich stark, aber ein sensationeller Dreifach-Triumph der deutschen „Jungen“ wurde kaum beachtet! Sehr schade.
Der kommende Sonntag in Nizza wird sportlich sicherlich spannend sein, aber als Veranstaltung befürchte ich eine Art „Ironman-McDonald’s-Menü“. Ich hoffe, ich irre mich, und Nizza kann sich so präsentieren, wie es einmal war, aber das ist vielleicht ein kleiner Traum.
Die Ironman Weltmeisterschaften in Nizza sind nicht dasselbe wie die Ironman Weltmeisterschaften in Hawaii. Sicherlich wird ein sehr, sehr guter Triathlet gewinnen, wahrscheinlich derzeit der stärkste Langdistanz-Triathlet (dank der Preisgelder).
Sportlich erwarte ich hier ein gutes und faires Rennen. Die Strecke von 180 km und die 2255 Teilnehmer sind Fakten, die vielversprechend klingen.
Für mich persönlich war bis jetzt immer der beste Triathlet (in allen Distanzen) derjenige, der gerade Hawaii gewonnen hat! Immer die gleichen Bedingungen, praktisch dieselbe Strecke, das gleiche Klima und der gleiche Zeitpunkt im Jahr. Hawaii-Sieger gleich bester Triathlet. Punkt!
Die Weltmeisterschaften in Nizza müssen jedoch nicht zwangsläufig schlecht sein. Für Europäer ist Nizza viel einfacher zu erreichen als Hawaii, und für Amerikaner könnte Nizza sogar exotischer sein als Hawaii.
Ich habe immer noch das Gefühl, dass die wahren Ironman-Sieger auf Hawaii gemacht werden. Das bietet jedoch in den Zwischenjahren eine verdiente Bühne für Olympia, PTO und Challenge Roth, um noch mehr zu glänzen. Das ist gut für den Sport, und dafür können wir Ironman dankbar sein.