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Trainingsmanagement: In Harmonie mit dem persönlichen Umfeld

Text: Bennie Lindberg, Triathlon Trainer, Triathlon Coach
Erschienen in: Tritime Magazin

Schule. Ausbildung. Studium. Arbeit. Eigene Wohnung. Feste Beziehung. Familie. Mit jeder „Lebensstufe“ ändern sich neben der zum Training verfügbaren freien Zeit auch die finanziellen Mittel für die Ausübung der geliebten Sportart. Dabei entwickeln sich allerdings Zeit und Budget meistens in diametrale Richtungen. Während sich bei den jungen, sich noch in der Ausbildung befindlichen Athleten fast alles um den Triathlonsport dreht und jede freie Minute für das Training verwendet wird, ändert sich dies spätestens gegen Ende des Studiums beziehungsweise mit dem Eintritt in das Berufsleben.

Regelmäßige Arbeitszeiten zwischen 7.30 und 18 Uhr, Überstunden, Seminare und Dienstreisen schränken den Bewegungsdrang erheblich ein. Auch wenn mit dem ersten „richtigen“ Gehalt der Traum vom edlen Carbonrenner in greifbare Nähe rückt, erhalten andere Dinge plötzlich einen weitaus höheren Stellenwert. Die erfolgreich absolvierte Ausbildung soll sich auch sichtbar auf den persönlichen Lebensstandard auswirken. Insbesondere die Befriedigung der ersten drei Stufen der „Maslowschen Bedürfnispyramide“ wie Grundbedürfnisse, Sicherheit und soziale Beziehungen stehen für viele gerade in den ersten Berufsjahren an oberster Stelle. Die Einrichtung der eigenen Wohnung, das neue Auto, trendige Kleidung und Urlaube in ferne Länder haben für viele junge Menschen Vorrang. Bezieht der junge Athlet die eigenen vier Wände mit seiner Partnerin oder gründet er sogar eine Familie, so wirken sich diese veränderten Rahmenbedingungen erneut auf den Sport aus. Das neue Equipment, aber auch das Training „leiden“ darunter. Wie schaffen es also trotzdem so viele Sportler, jahrein jahraus in absoluter Harmonie mit ihrem beruflichen und privaten Umfeld einen so anspruchsvollen Sport wie Triathlon zu betreiben? Die Zauberwörter in diesem Zusammenhang heißen Prioritäten setzen und Periodisierung.

Prioritäten
Triathlon ist eine Ausdauersportart par excellence, die es nicht zu unterschätzen gilt. Aus diesem Grund sollten Sie alles in Ruhe und wohl überlegt angehen. Berücksichtigt man, dass ein Mensch circa 8–10 Jahre optimales Training benötigt, um sein maximales Potenzial abzurufen, bringen Gewaltaktionen mit 2–3 Jahren Vollgas auf allen Kanälen trotz allem relativ wenig. Aber Triathleten sind ja geduldig. Und im Hinblick auf diesen langen Zeitraum, ist es auch kein Beinbruch, wenn Sie in dem einen oder anderen Jahr auch mal einen Schwerpunkt außerhalb des Triathlontrainings setzen. Außerdem können nach einer überschaubaren Pause die meisten Triathleten wieder stärker ins Geschehen eingreifen als vorher. Pause bedeutet in diesen Fall, das Training auf ein persönliches Minimum herunterzufahren und keine Wettkämpfe mehr zu bestreiten. Typische Anlässe sind Babypausen, Hausbau, Arbeitsplatzwechsel, Ausbildungsmaßnahmen und vieles mehr. Dies sind alles ganz normale Ereignisse und es besteht wirklich kein Grund zur Sorge. Wichtig dabei ist nur, nach der Pause wieder die Kurve zu kriegen, also das Training wieder aufzunehmen.

Periodisierung
Auf ein Jahr gesehen, bedeutet Periodisierung, dass Sie nicht zwölf Monate in ähnlicher Art und Weise trainieren sollen! Nach dem Erreichen Ihres Saisonhöhepunktes ist es Zeit für eine Auszeit. In diesen Wochen sollten Sie sich bewusst primär auf Dinge außerhalb des Sports konzentrieren: Partner, Familie, Freunde und persönliche Hobbys. Oder auf die Arbeit, sollten Sie diese vernachlässigt haben. Nach dieser Erholungsperiode, die bis zu drei Monate andauern kann und in der das Training nur eine unbedeutende Rolle spielt, wird es Zeit, je nach Zielsetzungen für die neue Saison, das Training zu intensivieren. Allerdings herrschen genau zu diesem Zeitpunkt in unseren Breitengraden aufgrund schlechter Witterung eher bescheidene Trainingsbedingungen, sodass sich bis Ende März der Aufwand noch in Grenzen hält. Somit steht Ihnen ein knappes halbes Jahr zur Verfügung, die eine oder andere Verletzung auszukurieren und Ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Und trotzdem konnten Sie mit einem durchschnittlichen Zeitaufwand von 6–8 Stunden etwas für Ihre Grundlage tun. Und gerade hierin liegt auch der Schlüssel zum langfristigen Erfolg im langjährigen Triathlontraining. Es ist so wie beim Geben und Nehmen, Give and Take, Jing und Jang, alles sollte im Gleichgewicht sein. Wenn Sie dies schaffen, werden Sie kein Problem haben, sich in den kommenden sechs Monaten verstärkt auf das Triathlontraining zu konzentrieren. Und letztendlich sind hiervon wiederum eigentlich nur die letzten drei Monate vor unserem Hauptwettkampf die „sozial problematischsten Monate“. Sie trainieren bis zum äußersten und können kaum Energie für andere Aktivitäten aufbringen. Aber auch diese Zeit bietet zahlreiche Möglichkeiten, kurzfristige Schwerpunkte außerhalb des Sports zu setzen. Denn jede dritte bis vierte Woche eines gut strukturierten Trainingsplanes sollte normalerweise eine Erholungswoche enthalten. Diese sieben Tage bieten sich somit ideal für Verabredungen, Termine und Tätigkeiten an, die während der Belastungswochen verschoben wurden oder liegen geblieben sind. Nach dem Saisonhöhepunkt ist es umso wichtiger, sich erneut um die vernachlässigten Dinge des Lebens zu kümmern. Verfallen Sie unter keinen Umständen gleich wieder in alte Trainingsroutinen im Sinne des „nach dem Rennen ist vor dem Rennen“.

Fazit
Wenn Sie die oben beschriebenen Empfehlungen als Eckpfeiler in Ihrer Jahresplanung berücksichtigen, haben Sie eine Grundlage geschaffen, in der Sie ein effektives Training absolvieren können, bei dem Sport, Arbeit, Familie, Freunde und Hobbys in einer weitgehend ausgeglichenen Balance stehen. Sollten Sie jedoch danach streben, bei wichtigen Wettkämpfen in Ihrer Altersklasse immer ganz oben auf dem Stockerl zu stehen, sollten Sie Ihre Lebensplanung überdenken und diese auf eine leistungsorientierte Work-Life-Balance ausrichten.