Hier meine ganz persönliche „Triathlon Trainer“ Zusammenfassung von Ironman in Hawaii sowie ein paar Age Group:er Empfehlungen.
Nach dem Jan Frodeno als Olympiasieger Erfolgreich auf Ironman in Hawaii war haben wir vermuten können in welchen Richtung Triathlon auf der Langdistanz sich entwickelt.
Jetzt haben wir es bestätigt bekommen. Um in Hawaii zu gewinnen kannst du dich keine Schwächen mehr leisten. Voll ausgebildete junge Triathleten (weit unter 30) praktisch ohne Schwächen wie Iden und Blummenfelt sind brutal stark auf Kurzdistanz und Dominieren jetzt gleichzeitig auch auf der Langdistanz.
Neu ist das Iden und Blummenfelt jetzt erfolgreich hin und her zwischen Lang und kurz wechseln. Ob es so bleibt, das werden wir dann später erst sehen.
Im Grunde ist das ja auch nichts Neues. In den 80/90er war das normal. Man hat praktisch alles mitgenommen was angeboten war, aber so viel war es damals auch nicht. Mark Allen hat es 1989 erfolgreich gemacht, zugegeben der Niveau damals war bei weiten nicht so dicht wie heute aber immerhin.
Lothar Leder und Chris McCormack haben beide nach Weltklasse Langdistanz Leistungen versucht sich für Olympia zu qualifizieren aber knapp schon bei der nationalen Auswahl gescheitert.
Der große Unterschied war: Je älter der Sportart Triathlon wurde je schneller wurden auch die jungen Athleten die sich auf Olympia vorbereiteten. Auch wenn z.B. Lothar oder Chris nicht unbedingt langsamer geworden sind (die waren ja immer noch verdammt schnell), war das Niveau auf Kurzdistanz deutlich gestiegen und dann hat es einfach nicht mehr gereicht.
In Grunde bedeutet es das zukünftige Ironman Hawaii Sieger ab 15-16 Jahren schon mehr oder weniger Vollzeit wie Profis sich auf den Triathlon Sport sich konzentrieren müssen. Der Weg zum Hawaii Sieg geht über dem Aufbauprozess-Maschine-System das viele Nationen schon in Hinsicht auf Olympia aufgebaut haben. Ich traue mich auch zu vorhersagen dass in der Zukunft nur die Top 10 (oder von mir aus auch Top 20 ) in Olympia unter sich (natürlich mit der richtigen Vorbereitung) die besten Voraussetzungen haben in Hawaii zu gewinnen.
Total gesehen trainieren Olympioniken in Triathlon gleich viel wie Ironmänner, nur etwas anders verteilt! In Amateursport sieht man das auch: Wenn ein Amateur eine Langdistanz machen möchte schafft er in der Regel mehr Freiraum für Training und schon diese Steigerung in Trainingsstunden pro Woche macht ihn auch schneller auf den kürzeren Distanzen. Außer er trainiert total falsch.
Jetzt aber wird es spannend: Halten die Nationale Verbände ihren Sportler „fest“ da diese sich auf Olympia konzentrieren sollen (und auch dementsprechend entlohnt werden) oder wäre es zeitgemäß die Zügel ein bisschen zu lockern und auch Ausflüge in den olympischen Zwischenjahren auf der Mittel und Langdistanz zu erlauben. Sicher würde es die Motivation gut tun, die Athleten könnten „selbständiger“ werden, persönliche Sponsoren finden, aber wahrscheinlich würden auch einige Athleten „verloren“ gehen und auf der Langdistanz bleiben. Eine Herausforderung und eine neue Denkweise wäre es auf jeden Fall.
Meine Theorie der ich einfach so aufstelle, ohne wissenschaftliche Beweise (da das noch lange dauern wird, vor der Wissenschaft das untersuchen oder bestätigen kann) ist das wenn der Grundgeschwindigkeit stimmt (z.B. Top 10 Olympia) ein erfolgreicher Wechsel in relativ jungen Jahren (deutlich unter 30) wenn der Regenerationsfähigkeit noch gut ist, zwischen Langdistanz und Kurzdistanz möglich ist.
Was haben dann die Norweger jetzt anders gemacht als Alle Athleten vorher?
Nicht viel, sie haben nur konsequent praktisch Alles Kontrollierbares umgesetzt was unglaublich mühsam ist, viel Geld fordert, sowie Erfahrung und Wissen!
Hier sehe ich kaum etwas was wir nicht schon kennen. Drei Sachen fällt aber auf: Höhentraining, Akklimatisierung und Tracking.
Die Norweger sind „Weltmeister“ in Höhentraining. Du musst hier erst Wissen wie dein Körper an Höhentraining reagiert. Bist du ein Responder oder nicht, und das stellt man einfach in die Blutwerte und mit ein Leistungstest vor und nach ein Höhentrainingslager fest. Dann musst du wissen und messen wie die Trainingsbereiche in der Höhe aussehen. Watt, Geschwindigkeit und Puls verhalten sich anders in 2000m Höhe als auf Meeresniveau und um das festzustellen kannst du z.B. Laktatmessungen machen. Du müsstest im besten Fall Höhentraining zu ein fester Teil in dein Training machen so dass du dich nicht immer lang akklimatisieren musst oder eine Möglichkeit finden Intensive Einheiten z.B. in niedrigere Höhe zu machen oder mit zusätzlicher Sauerstoff in der Höhe.
Dann musst du herausfinden was für dich funktioniert! Wie lange brauche ich um wieder 100% fit zu sein am Meeres Niveau und wie lange dauert der positive Effekt. Muss ich dazwischen eine kleine Höhen Reitz noch setzen oder statt einen langen Trainingsperiode in der Höhe viele kürzere.
Wie weißt man das? Messen, messen und messen! Jeder reagiert eben etwas anders!
Was interessant ist: Die Norweger schwören (aus guten Grund) auf Höhentraining aber machen trotz dem traditionelle „Höhentrainingslager“ statt einfach nach Boulder, Flagstaff, Engadin oder Sierra Nevada zu ziehen.
Vielleicht aus psychologischen Gründen weil du hier mehr Abwechslung hast, vielleicht weil du so die Trainingstopografie und klimatische Bedingungen besser steuern kannst, oder einfach weil sie sich das leisten können, keine Ahnung.
In der Vorbereitung für Tokio haben die Norweger sich auf heiße und feuchte klimatische Bedingungen vorbereitet. Spannend war der Tracking von Körpertemperatur während der Belastung auf ein Ergometer, und wie der Körper oder unsere Hirn damit umgehen kann. Grundsätzlich kann unsere Körpertemperatur relativ viel schwanken ohne dass es uns etwas ausmacht. Nur unser Hirn fängt schnell an zu rebellieren wenn es zu heiß wird. Wenn unsere Körpertemperatur über 39-40 steigt fühlen wir uns nicht gut obwohl wir eigentlich physiologisch gemessen noch keine Probleme haben. Unser Hirn möchte sich aber schützen wegen mögliche Überhitzung und meldet das durch Unwohl-Gefühle und durch „abschalten“ der Muskulatur. Wenn wir aber das öfter machen gewöhnt sich unser Hirn daran, findet es nicht angenehm aber weitaus nicht so schlimm wie am Anfang. Das nennt sich Akklimatisierung!
Auch andere Zeitzonen fordert Akklimatisation. Wie weit wir akklimatisiert sind können wir auch z.B. mit der Herzfreqenzvarianz messen.
Um zu verstehen was in unsere Körper passiert ist Messen immer A und O. Einiges was wir an unseren Uhren ablesen können ist jedoch Marketing und Junk. Hier wird Data erst mit Logarithmen verarbeitet und dann als Wahrheit präsentiert. Hier liegt dann der Treffsicherheit so weit weg das es für Elitesport nicht mehr verwendbar ist.
Reine Data kommt aus: Geschwindigkeit, verschiedene Zeiten, Watt, Puls, Atemfrequenz, Varianz, Laktat, Blutzucker, Körpertemperatur, Schweiß-Analysen, Blutwerte, Atemgasanalysen, Leistungstest… und sicher habe ich auch noch etwas vergessen.
Soweit ich weiß haben die Norweger jetzt nicht neue Parameter die sie Auswerten können aber es wird auch noch Jahrzenten dauern vor der Wissenschaft alles oben Genanntes in Relation setzen kann. Ganz sicher aber haben die Norweger hier Parameter gefunden die für dehnen einen hohen Relevanz haben.
Was ich persönlich ziemlich geil finde sind die Laktat Messungen. Das kenne ich auch in diesen Form aus meinem früheren Jahre in Finnland. Laktatmessungen war ein ständiger Begleiter, jedoch bei weiten nicht so oft wie bei den Norwegern jetzt, aber immer als Feldstufentest Kontrolle nach einen Leistungsdiagnostik, bei den Langen Testeinheiten (und hier ist es ziemlich egal was Mader, Stegman etc. sagen, LOL!) und in der Höhe.
Was zusätzlich bei den Norweger auffällt ist die Aussage: Körpergewicht ist kein Parameter das uns Interessiert. Kalorien die wir verbrennen in Training müssen wir auch einnehmen. Alles was Kalorien hat und verbrennbar ist taugt!
Das ist auch etwas, was ich persönlich sehr mag, und ganz anders als der gängige Einstellung in Lauf Triathlon und Radsport, wo viele Topathleten unterernährt und fast schon krank aussehen.
Wahrscheinlich ist es mindestens für Iden und Blummenfelt deutlich besser und sicherer, genug Energie für Training und speziell Erholung zu haben statt möglichst leicht an den Start zu gehen. Dann lieber ein, zwei, drei Kilo mehr an den Start, mehr Vergnügen im Leben haben und speziell kein Übertraining, Stressfraktur, Infekt oder etwas Ähnliches zu riskieren.
Was können dann die AK:ler von den Profis lernen?
Grundsätzlich ist es kaum einen AK:ler möglich sich so wie ein Top Profi für Hawaii vorzubereiten. Sogar richtig gute Profitriathleten müssen oft Kompromisse eingehen um einen funktionierenden Trainingsrezeptur für Hawaii zu finden. Zeit, Mühe, Geld, Nutzen sind die Faktoren die es zu optimieren gilt.
Wenn du kannst reserviere also genug Zeit für die Akklimatisation. Wir sprechen hier von mindestens zwei Wochen besser drei, um optimal akklimatisiert zu sein, speziell wenn du von kalten Deutschland anreist. Wenn du das nicht kannst, schone dich bis zum Rennen, also leichte Bewegung ist OK, aber kein Training.
Kenne deine Schwellen und was du in Hawaii fahren kannst, und halte dich daran, egal was passiert. Ironman ist wie Formel 1. wenn du zu früh zu viel Gas gibst, fehlt es später. Das Optimum ist immer noch ein möglichst realistisches gleichmäßiges Tempo von Anfang an bis zu Ende, zu schwimmen, radfahren und laufen. Das ist natürlich leichter gesagt als gemacht mit tausende von durchtrainierten und über motivierten Athleten um dich herum, darum halte dich möglichst gut an den Zahlen!
Merk: Wenn du dich noch in der Akklimatisierungsphase befindet, stimmen die vorher festgestellte Werte garantier nicht da der Körper sich erst umstellen muss. Zu früh, zu hart in eine zu kurze Vorbereitungsphase hat schon viele Ironman Hawaii Leistungen zerstört!
Schau das du genug isst und trinkst aber nimm es nicht als ein Freibrief Fressorgien zu veranstalten. Triathleten essen so viele Kalorien das mit dieser Menge auch Alle Bedürfnisse des Körpers befriedigt werden kann mit „normales gesundes“ essen. Entspanne dich und genieße es!
Gruppendynamik kann ein phantastisches Trainingsmittel sein aber es kann dich auch zerstören. Suche deine Trainingspartner geschickt aus, so dass du weißt wie die ticken, oder verhalte dich bewusst in Gruppentraining. Wenn es dich Spaß macht und dich motiviert GO 4 IT, wenn es dich stresst: Lass die Finger weg davon!
Unterschätze nicht wie viel es bringt alles Kontrollierbares zu optimieren. Sicher ist es nicht möglich alles zu optimieren, aber einiges lässt sich schon bei genaueren Auswahl optimieren, ohne bedeutenden Mehrkosten: Ausrüstung, Training, Anreise etc.
Und zum Schluss: Wenn du dich einmal für Hawaii dich qualifiziert hast, ist es immer noch möglich entspannt „old school“ auf den Start zu gehen und du wirst sicher nicht weniger Spaß haben, wahrscheinlich sogar noch mehr, aus ein Start in Hawaii herausholen.
Abends vorher ein paar Bier bei Hugos kippen. Mit Badehosen schwimmen, Stahlrennrad mit flatter T-Shirt fahren… und dann einfach laufen so lang wie die Beine tragen.
In Hawaii hast du lange Zeit zu finishen. Die meisten werden hier nur einmal im Leben, an den Start gehen und höchstwahrscheinlich gibt es immer noch jemand der sich besser vorbereiten kann!
Warum also stressen?