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Tritime: Der Trockenschwimmer

MINIMALSCHWIMMTRAINING IM WASSER

Sind Sie nicht auch schon Triathleten begegnet, die von sich behaupten, das Kunststück vollbracht zu haben, mit minimalem Trainingsaufwand im Schwimmbad schneller gewesen zu sein als viele andere Mitstreiter, die unzählige Stunden Kacheln gezählt haben?

Gehören solche Geschichten in das Reich der Märchen? Handelt es sich dabei um Hirngespinste durchgeknallter Typen? Oder gibt es vielleicht doch Hoffnung für Wassermuffel, die mit einer funktionierenden „Anti-Schwimm-Strategie“ mehr Zeit für Radfahren und Laufen gewinnen?

 Die meisten Triathleten betreiben diese Sportart, weil sie die Abwechslung lieben. Schwimmen, Radeln und Joggen, ergänzt um Kraftübungen im Fitnesscenter. Alle Sportarten haben ihre Faszination und sind – jede für sich – tolle Ausdauersportarten. Manchmal kommt es allerdings vor, dass die verfügbare Zeit einfach nicht zu einem ausgewogenen Training für alle drei Disziplinen reicht. Andere wiederum geben sich nicht mehr mit dem Duathlon zufrieden und möchten trotz erheblicher Schwimmdefizite unbedingt zur Triathlongemeinde dazugehören. Wenn dann noch ehrgeizige Ziele verfolgt werden, entsteht sehr schnell ein gordischer Trainingsknoten, der auf dem ersten Blick nicht entwirrt werden kann. Viele beruflich stark eingebundene Ausdauersportler stellen sich die Frage, ob und wie sie mit einem reduzierten, jedoch optimierten Schwimmtraining möglichst erfolgreich sein können.

Zeitoptimierung

Wenn wir alle drei Einzelsportarten miteinander vergleichen, stellen wir sehr schnell fest, dass das Schwimmen – bezogen auf die Gesamtzeit – mit Abstand die Disziplin ist, die am wenigsten Einfluss auf das Endergebnis hat. Obwohl das Schwimmen bei einem durchschnittlichen Athleten circa zehn Prozent der Gesamtzeit ausmacht, sind die Trainingsumfänge, verglichen mit den anderen beiden Disziplinen, relativ aufwendig. Selbst ein professioneller Wettkampfschwimmer verbringt mehr Zeit im Wasser als der Spitzenläufer in seinen Laufschuhen. Natürlich hat das Schwimmtraining auch seine Vorteile, denn es lässt sich das ganze Jahr über bei nahezu jedem Wetter trainieren. Auch das Verletzungsrisiko ist, wenn die Technik stimmt und die Stützmuskulatur im Schulterbereich nicht vernachlässigt wird, trotz hoher Trainingsumfänge relativ niedrig. Um jetzt die Herausforderung, mit einem Minimum an Wasserzeit ein optimales Ergebnis zu erzielen, anzugehen, müssen Sie zwei Fragen beantworten: Wie gut können Sie bereits schwimmen und welcher Zeitraum steht Ihnen für die Erreichung Ihres Zieles zur Verfügung?

Hinsichtlich der Zeitachse sollten Sie in Jahren denken, denn bekanntlich ist aller Anfang schwer. Da die Auftaktdisziplin zu den technisch anspruchsvollsten Sportarten gehört, sollten Sie zu Beginn viel Zeit in das Techniktraining investieren. Bis Sie das Wasser bei jedem Zug spüren, werden etliche Monate, wenn nicht sogar Jahre vergehen. Fleiß und Ausdauer sind gefragt. Da die Fortschritte im Schwimmen jedoch recht schnell feststellbar sind, wird sich der unter Zeitdruck stehende Geschäftsmann recht bald die Frage stellen, ob ihn eine weitere Trainingsstunde pro Woche im Wasser, auf die Endzeit gerechnet, tatsächlich schneller macht oder er ohne diese Extrastunde mindestens das gleiche Ergebnis erreichen könnte. Ich behaupte „Ja“, vorausgesetzt die Schwimmtechnik stimmt. Denn auf die „reine“ Ausdauer kommt es ja nicht an, vielmehr müssen Sie muskulär dazu in der Lage sein, das Schwimmen durchzuhalten. 

Kraft- und Zugseiltraining

Das A und O liegt dabei im Krafttraining, welches Bestandteil eines jeden vernünftig aufgebauten Triathlontrainings sein sollte. Bauen Sie zwei bis drei schwimmspezifische Übungen ein, die die Stärkung der erforderlichen Muskulatur sicherstellt. Da diese Übungen in aller Regel nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, erhöht sich Ihr Aufenthalt im Fitnesscenter um maximal fünfzehn Minuten. Vier Monate vor dem Hauptwettkampf können Sie dann noch an Ihrer Kraftausdauer arbeiten. Für diesen Zweck eignet sich in erster Linie das Zugseiltraining in den eigenen vier Wänden. Es erfordert wenig Ausrüstung und ist sehr effektiv, denn Sie können die Schwimmbewegung nahezu perfekt simulieren. Wichtig dabei ist jedoch, dass Sie die Übungen korrekt ausführen. Starten Sie einmal wöchentlich mit „3 x 30 Wiederholungen“. Bereits nach sechs Wochen sind für Sie „5 x 100 Wiederholungen“ kein Problem. Wenn der Ehrgeiz Sie packt, können Sie zwei Monate vor dem Hauptwettkampf auch ein zweites Zugseiltraining einbinden. Wahre Zugseilexperten wechseln dann zwischen schnellen Wiederholungen mit weniger Krafteinsatz und langsameren mit viel Krafteinsatz. Ergänzende alternative Übungen stärken zusätzlich die Stützmuskulatur. Intervalllängen und Pausen lassen sich ähnlich aufbauen wie im Wasser, allerdings mit dem Unterschied, dass Sie für das Zugseiltraining deutlich mehr Kraft aufwenden. Vernachlässigen sie nicht das Dehnen der Schultermuskulatur. Investieren Sie hierfür jeden Tag – wann und wo auch immer – ein paar Minuten.

Die letzten Wochen

Coole Triathleten schwimmen in den letzten beiden Wochen vor ihrem Hauptwettkampf vielleicht noch zwei bis drei kürzere Einheiten von 400 bis 2.000 Metern, ganz Coole verzichten sogar auf diese letzten Begegnungen mit dem nassen Element. Einige sogar mit beachtlichem Erfolg. Allerdings empfehle ich meinen „zeitoptimierten“ Athleten, in den letzten vier Wochen neben dem Kraft- und Zugseiltraining mindestens zweimal wöchentlich Wasserkontakt zu halten. Keine Sorge, es muss nicht lang sein, es geht nur darum, sich wieder ein bisschen an das Wasser zu gewöhnen und eine bestimmte Entspanntheit für die Schwimmbewegung zu entwickeln. Da Sie ja schon (für Ihre Zwecke hinreichend) schwimmen können, verzichten Sie auf alle Ihnen bekannten Schwimmübungen. Machen Sie das, was Sie von sich auch im Wettkampf erwarten: zügiges Dauerschwimmen, egal ob mit oder ohne Neoprenanzug. Die letzten Einheiten vor einer Langdistanz könnten folgendermaßen aussehen:

Wettkampfwoche – 3: 2 x 20 Minuten Dauerschwimmen

Wettkampfwoche – 2: 2 x 30 Minuten Dauerschwimmen

Wettkampfwoche – 1: 2 x 45 Minuten Dauerschwimmen

Wettkampfwoche: am Wochenanfang 1 Stunde Dauerschwimmen und zwei Tage vor dem Rennen nochmals 15 Minuten locker.

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass ein Triathlet nur maximal zehn Prozent langsamer ist als seine Schwimmbestzeit. Interessierte können sich nun selber ausrechen, was bei einer Langdistanz ein Verlust von 5-10 Minuten im Wasser bedeutet, wenn Sie über einen Zeitraum von bis zu neun Monaten zwei Stunden pro Woche mehr Zeit für das Lauf- und Radtraining zur Verfügung haben. Die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass sich Ihre Zeitverbesserungen in diesen beiden Disziplinen auf bis zu 30 Minuten aufsummieren. Unterm Strich ein deutlich schnelleres Endresultat. Und das ist ja für viele von uns das Ziel.

May the success be with you!

 Text: Bennie Lindberg, Triathlon Trainer, Triathlon Coach
Erschienen im: Tritime Magazin

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Trainingswahrheiten: Radfahren

Triathlon Trainingswahrheiten: Radfahren

Triathleten trainieren bekanntermaßen viel! Insbesondere die Sportler auf den längeren Distanzen sollten aber auch in der kalten Jahreszeit nicht vergessen, Kilometer auf dem Rad zu sammeln.

Das Radfahren ist und bleibt für viele ein Knackpunkt. Um jedoch ein guter Radfahrer zu werden, reicht es nicht, dass gleiche Modell zu fahren wie die schnellsten Kurz- und Langdistanzprofis. Ein schneller Zeitfahrer wirst Du nur durch ein effektives Training, einem guten Mix aus Grundlagen, Intervallen im Wettkampftempo und kurzen Sprints.

 Amateure mit begrenztem Zeitbudget, die sich kein Wintertrainingslager im Süden Europas leisten können, müssen Wege finden, wie sie in Deutschland genügend Kilometer sammeln können. Ein geeignetes Winterfahrrad, gute und warme Winter- und Regenradausrüstung sowie eine gute Rolle mit genug Wiederstand ermöglicht es auch ich Herbst, Winter und Frühjahr auf die erforderlichen Kilometer für eine erfolgreiche zweite Disziplin zu kommen. Erst wenn diese Eckpunkte für das Wintertraining geschaffen sind, kannst Du Dir Gedanken über weitere Optimierungen machen, beispielsweise die Trainingssteuerung. Trainiere ich weiterhin nach Gefühl oder analysiere ich (endlich) die Puls- und Wattwerte? Kann ich letzteres überhaupt oder lege ich dieses in die Hände eines sport- und trainingswissenschaftlich ausgebildeten Trainers?

Erst wenn diese Hausaufgaben erfolgreich gemacht wurden und sich der erste Trainingserfolg einstellt, kann man sich auch mit neuem Material belohnen. Auch wenn aerodynamische Laufräder erst ab einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 35 km/h so richtig Sinn machen, zaubern sie auch bei viel langsameren Athleten ein Lächeln auf das Gesicht. Bevor Ihr Euch jetzt gleich mit einem neuen Zeitfahrrad oder Hochprofillaufrädern belohnt, denkt bitte auch darüber nach, ob es in einem ersten Schritt nicht sinnvoller ist, weitaus weniger Geld in eine gute Sitzpositionsanalyse (auf Eurem „alten“ Fahrrad) oder in ein Wattmesssystem zu investieren.

So kannst Du Dich jedes Jahr mit neuem Equipment belohnen, und die Motivation bleibt über einen langen Zeitraum erhalten.

Text: Bennie Lindberg, Triathlon Trainer, Triathlon Coach
Erschienen im: Tritime Magazin

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Wassertemeratur?

Welche Temperatur hat das Wasser?

Die Beantwortung dieser Frage hat für die meisten Triathleten im Vorfeld eines Wettkampfes oberste Priorität. Unabhängig vom Trainings- und Leistungszustand der Teilnehmer. Verbieten die äußeren Witterungsbedingungen aus Fairness und gesundheitlichen Gründen (Überhitzung des Athleten) das Tragen eines Neoprenanzuges (Neo), ist das Geschrei gerade bei den vermeintlich schlechteren Schwimmern groß. Dieses Gejammer haben die Hersteller als Marktlücke erkannt und die Speedsuits auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um knielange ärmellose Bodys. Deren an sich schon relativ stabile Textiloberfläche wurde in den letzten Jahren zusätzlich mit einer dünnen, den Regeln entsprechenden Gummibeschichtung versehen. Aber der Reihe nach…

Grundregeln
Viele Triathleten pflügen wie ein Mississippi-Dampfer mit hoher Zugfrequenz und enorm ineffektivem Kraftaufwand durch das Wasser und ärgern sich trotz gesteigerter Trainingsumfänge über viel zu langsame Zeiten. Auch wenn die Multisportler dafür bekannt sind, neuartigenTechnologien und Entwicklungen positiv gegenüberzustehen, sollten sie trotz Neo und Speedsuit gewisse Grundregeln beim Schwimmtraining und im Wettkampf beachten. Bei der Auftaktdisziplin dreht sich, ähnlich wie beim Radfahren, fast alles um die Minimierung des (Wasser-)Widerstands, um mit einer ausgefeilten Schwimmtechnik die eingesetzte Energie in maximalen Vortrieb umzuwandeln. Da es sich beim Schwimmen um die technikintensivste der drei Triathlondisziplinen handelt, sollte aus diesem Grund gerade zu Beginn der Vorbereitungszeit der Schwerpunkt auf die Technik gelegt werden. Trockenübungen mit dem Trainingsseil außerhalb des Schwimmbeckens stellen sinnvolle und abwechslungsreiche Ergänzungen dar. Die bereits an anderer Stelle in diesem Magazin erwähnte Bedeutung der Rumpfmuskulatur trägt ihr Übriges dazu bei, mit einer guten Körperspannung die Schwimmleistung erheblich
zu verbessern. Ein zu hohes Tempo im Training kann dagegen die Technik negativ beeinflussen. Stagnierende Schwimmergebnisse sind trotz besserer Gesamtfitness und steigenden Trainingsumfängen die Folge. Die Orientierung(slosigkeit) im offenen Gewässer, die Einordnung beim Schwimmstart gehören dagegen eher zu den weicheren Ursachen einer unzufriedenen Leistung. Das Wasserschatten Schwimmen im Wettkampf hat allerdings einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Schwimmzeit und sollte in das Training integriert werden.

Eng anliegendes Korsett
Anstatt wie bei einem Tragflächenboot mit einer möglichst waagerechten und hohen Position den Wasserwiderstand auf ein Minimum zu reduzieren, hängen viele Schwimmer gerade bei längeren Distanzen mit eingeknicktem Rumpf im Wasser. Selbst ein Waschbrettbauch und eine dazu passende Rückenmuskulatur sind kein Garant für eine gute Wasserlage, wenn der Athlet die Körperspannung nicht halten kann. Und gerade da setzt der Speedsuit an. Er hilft dem Triathleten, körperliche und muskuläre Dysbalancen auszugleichen. Ein sehr eng anliegender Anzug stützt den Rumpf wie ein Korsett, beeinflusst die Schwimmlage günstig und führt zu besseren Schwimmzeiten.

Wasserschlüpfrig
Die Überlegung, ob die Badebekleidung durch eine Haifischhautstruktur oder speziellen Gummimischungen wasserschlüpfriger wird und somit den Wasserwiderstand zusätzlich reduziert, ist ähnlich schwierig zu beweisen, wie die These, dass eine rasierte Haut schneller ist als eine unrasierte. Im Segelsport zum Beispiel kommt bei den Schiffen des America’s Cup am Rumpf ein spezieller Lack zum Einsatz, der im Wasser „schleimig“ wird und die Boote, den Fischen
ähnlich, schnell durch das Wasser gleiten lässt.

Auftrieb
Im Gegensatz zu den Speedsuits bieten die für das Schwimmen im kalten Wasser zugelassenen Neoprenanzüge den Athleten neben dem Kälteschutz auch den (dringend) notwendigen Auftrieb. Der Auftrieb ist um so höher, je mehr Neoprenmaterial mit den isolierenden Luftbläschen verarbeitet wurde. Gleichzeitig verringert der Auftrieb auch den Wasserwiderstand. Ein kleines Beispiel verdeutlicht, dass zu viel Auftrieb nie schadet. Der weltbeste Schwimmer wird sich nie schneller fortbewegen als ein auf einem Surfbrett paddelnder durchschnittlich trainierter Triathlet.

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